Religionswissenschaft und Religionsgeschichte
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Das Herz

Das Herz als ein in jeder Hinsicht komplexes Organ ist für die Theologie und benachbarte Fächer auf vielfache Weise interessant. Die durchbohrte Seite des Gekreuzigten, die zum Quell für Abendmahl und Taufe wurde; das Blut als Lebenssaft; das Herz als Ort des Glaubens und konstitutive Quelle religiösen Bekennens. Dennoch ist das Herz in der theologischen Forschung nahezu in Vergessenheit geraten; seine Funktion als (auch) denkendes, fühlendes und empfindendes Organ wurde spätestens im 19. Jahrhundert vom Hirn und Nervensystem abgelöst. Der christliche Glaube ist Kopfsache; ihn zu denken erst recht. Das Hirn ist als zentrales Organ längst ausgemacht.

Im Kontrast zu vorwiegend (post-)rationalistischen Tendenzen will diese Konferenz gegenstrebige Traditionslinien (nach-)zeichnen, die das Herz für einen konstitutiven Punkt im menschlichen Sein und Denken halten. Im interdisziplinären Rückblick sollen die epistemologischen und religionstheoretischen Gründe einer „Theologie des Herzens“ ebenso freigelegt werden wie die bleibende Bedeutung der zahlreichen Ausdrucks- und Frömmigkeitsformen, die sich bis heute des Herzens bedienen. Das Herz bleibt weit mehr als nur ein überkommenes Symbol, sondern ist zudem bioethisch von hoher Relevanz. Als Ort menschlich-existentieller Erfahrung und damit (auch) des Denkens und personalen Seinsmodus übersteigt es in jedem Falle ein rein biologisches Objektdasein. Daher sollen ebenso die Begrifflichkeiten der medizinischen und psychosomatischen Aspekte des Herzens und seiner Leiden in Betracht genommen werden und in diesem neuen Kontext zur Sprache kommen.


The heart as a highly complex organ is relevant to theology and neighbouring disciplines in a variety of ways. The pierced side of the Crucified one, which became the source of both the Eucharist and baptism; blood as the fluid of life; the heart as the place of faith and a constitutive source of religious confession. Nonetheless, in theological research the heart has almost been forgotten; by the 19th century its function as (also) a thinking, feeling and sensory organ had been replaced by the brain and the nervous system. Christian faith is a matter of reason, to think about it even more so, and the brain has long been identified as a central organ for that.
In contrast to mainly (post-)rationalist tendencies, this conference seeks to identify and re-draw contrary lines in the tradition that regard the heart as a constitutive point in the human being and in thinking. In an interdisciplinary retrospective the epistemological and religious-theoretical bases of a „theology of the heart” will be unearthed as well as the remaining significance of the manifold forms of piety and artistic expression that avail themselves of the heart. Moreover, the heart is much more than a religious symbol. It is also highly relevant in bioethics. As the place of human existential experience and hence (also) of thinking and the personal mode of being, its existence goes beyond the biological object. Hence, existing concepts of the medical and psychosomatic aspects of the heart and its sufferings will also be re-examined and explored in this new context.

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© Leonie Wingberg

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© Leonie Wingberg

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© Leonie Wingberg

Vorankündigung der Veröffentlichung:

Therese Feiler/Peter Schüz (Hg.): Das Herz. Pumpe, Glaubensorgan, Seinskonstitution, Padeborn: Brill/Schöningh 2022.

Involvierte Mittelbauangehörige:

Dr. Therese Feiler (DigiMed Bayern), Dr. Peter Schütz (Lehrstuhl für Dogmatik, Religionsphilosophie und Ökumene)

Kontakt:

Dr. Therese Feiler

Förderung:
Der Workshop wird durch das Mentoring-Programm der Evangelisch-Theologischen Fakultät unterstützt.

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